Liebe Leserinnen und Leser,
in der heutigen SONDERAUSGABE eine aktuelle Einordnung
der Zucht mit dem Merkmal Merle.
Die Zucht der Fellfarbe Merle ist seit Jahrzehnten ein heiß diskutiertes Thema, dass sich nicht zuletzt im
Spannungsfeld zwischen den Befürwortern der besonderen Färbung und denen, die diese Farbe auf Grund der assoziierten
gesundheitlichen Risiken grundsätzlich ablehnen, aufbaut.
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Als diagnostisches Labor unterstützt Laboklin von Anfang an Zuchtverbände und Veterinäre mit wissenschaftlicher
Expertise zu diesem Thema, um eine gesunde Zucht zu ermöglichen. Dabei steht für Laboklin immer der wissenschaftliche,
objektive Aspekt der Tiergesundheit im Vordergrund, welcher selbstverständlich den gegebenen Rechtsrahmen abbilden
muss. Aspekte der individuellen Gesundheit jedes einzelnen Hundes müssen dabei genauso Beachtung finden, wie die
übergreifende genetische Gesundheit ganzer Populationen.
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Aus aktuellem Anlass möchten wir daher noch einmal klar herausarbeiten, welche genetischen Grundlagen bei der Thematik
rund um die Fellfarbe Merle ganz objektiv Beachtung finden müssen.
Die Fellfarbe Merle entsteht durch eine Insertion im SILV-Gen, die in variabler Länge unterschiedliche
Ausprägungsformen aufweist, dem sogenannten M-Lokus. Die Varianten am M-Lokus vererben sich dominant, so dass die
Fellzeichnung bereits für heterozygote Anlageträger ab einer bestimmten Insertionslänge phänotypisch auftritt.
WICHTIG: Für die klassische Merle-Zeichnung in der von den seriösen Rassestandards geforderten Ausprägung, die
auf dem heterozygoten Genotyp M/m basiert, nach derzeitigem Wissensstand keinerlei gesundheitlich relevante Symptome
bekannt.
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Eine Besonderheit stellt die Merle-Zucht dennoch im Hinblick auf die Gesundheit dar, da das dominante Merkmal in
homozygoter Ausprägung mit Allelen höherer Insertionslänge (z.B. Genotyp M/M siehe Tabelle) mit schweren Symptomen an
Seh- und Gehörsinn verbunden sein kann. Diese umfassen Einschränkungen der Sinnesorgane, die zu Blindheit und/oder
Taubheit bis hin zu schweren Missbildungen an Augen und Innenohrstrukturen bei komplettem Sinnesverlust führen können.
Die gesundheitlichen Symptome sind meist mit einem erhöhten Weißanteil oder überwiegender Weißfärbung der betroffenen
Hunde verbunden, weshalb diese Hunde auch oft als „Weißtiger“ bezeichnet werden. Der Begriff „double-Merle“ bezieht
sich auf den homozygoten Genotyp für eine der ursächlichen Varianten (z.B. M/M oder Mh/M).
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WICHTIG: Das Entstehen solcher double-Merles ist nach §11b Tierschutzgesetz verboten, so dass eine gezielte
Verpaarung mit Kenntnis der Genotypen beider Partner aus rechtlicher Sicht zwingend erforderlich ist.
Daher wenden verantwortliche Zuchtverbände schon seit vielen Jahrzehnten Regeln an, um eine gesunde Zucht mit
Merle-Hunden zu ermöglichen. Diese Regeln fanden sich schon vor der Möglichkeit der Genotypisierung des M-Lokus in den
Zuchtbestimmungen der verantwortlichen Zuchtverbände und werden bis heute immer wieder angepasst.
Die Regeln richten sich dabei heute nach den sieben bekannten Varianten der Merle-Allele (m, Mc, Mc+, Ma, Ma+, M und
Mh) und deren möglichen Auswirkungen auf die Gesundheit. Ganz grundsätzlich erfolgt somit eine Risikoeinordnung anhand
aller möglichen Genotypen nach aktuellem wissenschaftlichem Stand (siehe Tabelle) und eine Zuchtreglementierung solcher
Hunde, bei deren Verpaarung ein Genotyp mit gesundheitlichem Risiko auftreten könnte. Dies ist essentiell für eine
sichere Zucht und wird vergleichbar auch für andere genetische Prädispositionen angewendet.
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FAZIT: Zielgerichtete Regeln in der Zucht in Kombination mit dem genetischen Test des M-Lokus ermöglichen eine
gesunde und nach allen Maßstäben risikofreie Zucht der Fellfarbe Merle.
Ein zusätzlicher Vermerk muss in diesem Zusammenhang noch ergänzt werden:
Es ist medizinisch nicht notwendig die Zucht mit Trägern einer rezessiven Variante für eine
gesundheitlich relevante Symptomatik, oder z.B. der dominanten Variante für Merle, komplett zu
verbieten. Durch solche Bestimmungen würde man Hunde, aus denen bei korrekter Zuchtplanung
auch klinisch gesunde Nachkommen ohne erhöhtes Gesundheitsrisiko entstehen, aus dem Genpool
der Zuchtpopulation komplett entfernen. Dies würde unweigerlich zu einer genetischen Verarmung führen, was
eine populationsgenetische Sackgasse mit der Gefahr der Begünstigung anderer
Erkrankungen darstellt.
Laboklin steht Ihnen in seiner Funktion als diagnostisches Labor mit einer breiten wissenschaftlichen Expertise für
alle Ihre Rückfragen in diesem Zusammenhang zur Verfügung. Wir freuen uns über Ihre Kontaktaufnahme, als
Tierliebhaberin, Züchterin, Zuchtverbandsverantwortliche, Tierärztin, Amtsveterinärin, Juristin oder in sonstiger
Funktion.
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Ihr Labogen-Expertenteam
Bei weiteren Fragen steht Ihnen das Team von Labogen per E-Mail labogen@laboklin.com oder telefonisch
unter 09 71 / 72 02 505 gerne zur Verfügung.
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